KI-Chaos? Nicht mit mir!
von Nicole Angela Buck
Von Socken und Tools: Warum weniger Auswahl oft mehr bringt

Stell Dir vor, KI-Tools wären wie Socken aus dem Trockner: Kaum hast Du ein passendes Paar gefunden, tauchen plötzlich zehn neue auf – und eines blinkt schon, weil es „KI-powered“ ist. Und dann noch im Sommer, wenn man eigentlich nur barfuß laufen will…
Genau so fühlt sich mein Alltag inzwischen an: Jeder Tag ein neuer Tool-Zirkus, jede Woche ein Update, das angeblich alles verändert. Ich habe lange mitgespielt, bis ich gemerkt habe: Mehr Tools machen das Leben nicht smarter, sondern einfach nur bunter… vor allem auf der Abo-Abrechnung.
Deshalb kommt hier meine ehrliche Geschichte, wie ich von der Tool-Jongleurin zur fokussierten KI-Nutzerin wurde und warum bei mir jetzt ChatGPT das Fundament bildet. Alles andere? Kommt auf den Anwendungsfall an.
Socken-Chaos kennst Du. Tool-Chaos muss nicht sein.
Inhaltsverzeichnis
Das FOMO-Problem: Wenn Tool-Sammeln zur KI-Sucht wird
Lass mich ehrlich sein: Ich war tool-süchtig. Jeden Tag tauchten neue „Gamechanger“ auf – und ich musste sie alle testen. Schließlich könnte ja DAS Tool dabei sein, das meine Arbeit revolutioniert.
Das Ergebnis?
- Viel zu viele KI-Tool-Tests statt echte Arbeit
- Ständig neue Logins, neue Interfaces, neue Logiken lernen
- Null Fokus, weil ich nie richtig tief in ein Tool eingestiegen bin
Irgendwann die Erkenntnis: Ich will nicht der Tool-Tester sein – ich will umsetzen, anwenden, machen!
Der Wendepunkt kam, als mir klar wurde: Ich brauche nicht das perfekte Tool für alles – sondern das Tool, das zu mir passt und mit dem ich wirklich arbeiten kann.
Erkennst Du das Tool-Hopping-Muster?
ChatGPT 4o verstanden → GPT-4.1 ist da → zurück zur Verwirrung
4o durchschaut → o1 mit Reasoning → wieder bei null
MCP und plötzlich Konnektoren → Ahnungslosigkeit
Es ist ein endloser Kreislauf! Und während wir uns ständig in neuen Tools verlieren, vergessen wir das Wichtigste: Produktiv zu arbeiten.
ChatGPT als Basis: Mein Weg zum Fokus
Die Lösung kam durch eine Erkenntnis aus meiner über 25-jährigen Agentur-Erfahrung. Erinnerst Du Dich an die Zeit, als es neben InDesign auch QuarkXPress und PageMaker gab? Ich entschied mich damals für InDesign – und perfektionierte dieses eine Tool, statt ständig zu wechseln.
Genau dieses Prinzip wende ich jetzt bei KI an: ChatGPT als Basis.
Warum ausgerechnet ChatGPT?
- Vielseitigkeit: Von Texten über Analysen bis hin zur Strategieentwicklung
- Konstante Weiterentwicklung: OpenAI investiert massiv in die Verbesserung
- Große Community: Unendlich viele Lernressourcen und Austausch
- Solide API: Integration in andere Tools möglich
- Bewährt: Millionen von Nutzern weltweit
ChatGPT ist wie der Hammer im Werkzeugkasten – vielseitig einsetzbar und für 80% aller Content-Marketing-Aufgaben völlig ausreichend. Klar, für spezielle Anwendungen brauchst Du manchmal andere KI-Tools. Aber die Basis sollte stimmen.
Prompt-Prinzipien verstehen: Keine Listen, sondern Logik
Hier kommt meine Mathe-LK-Vergangenheit durch: KI basiert auf Mathematik und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Und genau wie in der Mathematik gibt es Prinzipien, die Du verstehen musst – nicht auswendig lernen.
Ich bin kein Fan von „Die 50 besten ChatGPT-Prompts“-Listen. Das ist wie Vokabeln pauken, ohne die Grammatik zu verstehen. Du sammelst Sätze, aber kannst nicht frei mit der KI kommunizieren.
Stattdessen: Verstehe die Prompt-Prinzipien
Meine Top 3 Prompt-Prinzipien:
- Kontext geben: „Du bist ein erfahrener Marketing-Experte…“
- Aufgabe definieren: „Erstelle eine E-Mail-Sequenz für…“
- Format vorgeben: „Als Bulletpoints, maximal 5 Punkte…“
- Plus: Beispiele liefern („Hier ist ein gutes Beispiel: [...]“)
- und iterieren – Schritt für Schritt verfeinern.
Genau wie Grammatik ist das am Anfang etwas stur zu lernen aber dann kannst Du frei „sprechen“ mit der KI, statt nur vorgefertigte Phrasen zu wiederholen.
Mein Lieblings-Grundprompt:
„Du bist [Rolle]. Deine Aufgabe ist [Ziel]. Das Format soll [Struktur] sein. Hier ist ein Beispiel: [Referenz]. Fragen?“
Einfach, aber mächtig. Und auf jede Situation anwendbar.
Die 7 Räume der Veränderung:
Willkommen im ständigen Wandel

Während meiner intensiven Beschäftigung mit KI bin ich auf ein faszinierendes Modell gestoßen: die „sieben Räume der Verwandlung“. Ursprünglich basierend auf den Arbeiten von Claes Janssen und Elisabeth Kübler-Ross, beschreibt es den emotionalen Prozess beim Umgang mit Veränderungen – und passt perfekt zur KI-Welt:
Ahnungslosigkeit → Schock → Verneinung → Verwirrung → Akzeptanz → Integration → Transformation
Die Realität? Du springst ständig zwischen diesen Räumen hin und her!
Mehr dazu findest Du auch in meinem Blogartikel "Von Ahnungslosigkeit zur Transformation" (Link).
Gerade fühlst Du Dich in der „Integration“ angekommen – Du beherrschst ChatGPT, hast Deine Workflows optimiert. Und dann: BUMM! OpenAI veröffentlicht o1 mit Reasoning-Fähigkeiten. Zurück zur Ahnungslosigkeit.
Dann gewöhnst Du Dich an o1, integrierst es in Deine Arbeit – und schon steht o3 vor der Tür. Wieder zurück ins Chaos.
Und weißt Du was? Das ist völlig normal!
Die KI-Entwicklung ist so schnell, dass wir alle permanent zwischen den Räumen pendeln. Der Trick ist: Akzeptiere diesen Zustand und fokussiere Dich trotzdem auf Dein Fundament.
ChatGPT bleibt meine Basis. Neue Features teste ich, aber ich verliere nicht den Fokus auf das, was funktioniert. Wie beim LEGO-Bauen: Die Grundsteine bleiben, aber ich experimentiere gerne mit neuen Spezialteilen.
Praktische Entrümpelung:
Raus aus der Abo-Falle
Du kennst das Problem, erkennst Dich in der Tool-FOMO wieder – aber wie kommst Du da raus? Wie schaffst Du es, Dich auf das Wesentliche zu konzentrieren, ohne das Gefühl zu haben, wichtige Entwicklungen zu verpassen?
Nach meinem eigenen Lernprozess und unzähligen Gesprächen mit Kunden in meinen Kursen habe ich einen pragmatischen Weg entwickelt. Einen Weg, der nicht bedeutet, dass Du technikfeindlich wirst oder Innovationen verweigerst sondern dass Du bewusst auswählst, was wirklich zu Dir und Deiner Arbeitsweise passt.
Zeit für Taten! So befreist Du Dich aus der Tool-FOMO:
- Schritt 1: Bestandsaufnahme
Welche KI-Tools nutzt Du wirklich regelmäßig?
Wo verlierst Du Zeit mit Tool-Wechseln statt zu arbeiten?
Was brauchst Du tatsächlich für Deine Aufgaben? - Schritt 2: Der 80/20-Test
Welches Tool nutzt Du für 80% Deiner Aufgaben?
Welche Tools hast Du die letzten 4 Wochen NICHT genutzt?
Welche kosten am meisten, bringen aber am wenigsten? - Schritt 3: Radikal kürzen
Behalte ChatGPT Plus (ca. 20€/Monat)
Wähle maximal zwei bis drei Spezial-Tools, die wirklich zu Deiner Arbeitsweise passen. Alles andere? Kündigen. Sofort. Ohne Gnade. (Okay, mit einer Ausnahme: Wer wie ich als KI-Trainerin unterwegs ist, darf sich ruhig mal ein Vergleichsspielzeug gönnen. Aber das ist dann Ausrede und Job zugleich.)Zum Beispiel:
Claude vs. ChatGPT – beide machen vieles ähnlich, aber manchmal braucht es einfach frische Impulse oder andere Schwerpunkte. Genauso wie bei Bildern: Midjourney ist mein Klassiker, aber fal.ai und Flux dürfen immer wieder mal zeigen, was sie können.
Wichtig: Fokus heißt nicht Verzicht, sondern bewusste Auswahl.
Und keine Sorge: Falls Du doch mal ein Spezial-Tool vermisst, kannst Du es jederzeit reaktivieren. Es ist kein Tool für immer „raus“, sondern „parkt“ nur, bis es wieder wirklich gebraucht wird. - Schritt 4: Die 2-Monats-Regel
Neue Tools teste ich maximal 2 Monate. Dann entscheide ich:
Ersetzt es ein bestehendes Tool? → Altes kündigen
Bringt es 10x mehr Wert? → Behalten
Sonst? → Weg damit
Mach’s Dir leichter: Probier einfach mal einen Monat lang nur Deine drei wichtigsten Tools aus – und beobachte, was sich ändert. Deine Energie (und Dein Kalender) werden es Dir danken!
Fazit:
Weniger ist mehr – auch bei KI-Tools
Am Ende ist es wie mit Socken im Sommer: Du brauchst nur ein paar, das wirklich passt – und plötzlich fühlt sich alles leichter an.
Mein Tipp: Sortiere Deinen KI-Werkzeugkasten wie Deine Lieblingssocken. Dann hast Du mehr Zeit und Kopf für das, was wirklich zählt.
ChatGPT als Basis hat mein Content-Leben verändert. Nicht, weil es das perfekte Tool ist, sondern weil ich aufgehört habe, ständig nach dem perfekten Tool zu suchen. Stattdessen perfektioniere ich die Nutzung dessen, was ich habe.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
- FOMO ist der Produktivitätskiller Nr. 1 im KI-Zeitalter
- Ein gut beherrschtes Tool schlägt zehn oberflächlich genutzte
- Prompt-Prinzipien lernen ist wichtiger als Prompt-Listen sammeln
- Du wirst immer zwischen den 7 Räumen pendeln – und das ist okay
- Weniger Abos = mehr Fokus = bessere Ergebnisse
Der beste Workflow ist der, den Du wirklich nutzt.
Der einzige Unterschied: Ab jetzt bestimmst Du, wie viel Technik Dir wirklich gut tut.
Dein 4-Schritte-Tool-Detox für mehr Fokus:
- Schreib auf, welche Tools Du aktuell nutzt.
- Mach den 80/20-Test: Welche Tools bringen Dir wirklich was?
- Kürze gnadenlos. Was nicht hilft oder nervt, darf raus!
- Starte mit einer festen ChatGPT-Routine – und schau mal, wieviel leichter Dein Alltag wird.
Du willst auch raus aus der Tool-FOMO?
In meinem Crashkurs „Tritt sicher in 4 Stunden“ (Link) zeige ich Dir genau, wie Du ChatGPT zu Deinem produktivsten Werkzeug machst. Ohne Tool-Wirrwarr, ohne Technik-Frust – einfach ein System, das funktioniert.
Denn guter Content wartet nicht. Und Deine Zielgruppe auch nicht.
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Quelle: Meine Arbeit, meine Erfahrungen und der Dialog mit Claude und ChatGPT. Die Bilder sind Midjourney generiert, das Bild der Lego-Minifiguren habe ich in meiner Lego-Stadt fotografiert.
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